Gerichte, die Wahrzeichen der Mittelmeerküche sind, laufen Gefahr durch das Ampeletikett ins Aus manövriert zu werden
Das Konsortium für den Schutz des Gorgonzola hat sich mit AFIDOP, dem Herstellerverband der Italienischen Käsesorten mit g.U., zusammengeschlossen, um sich vehement gegen das Ampeletikett auszusprechen, das einige europäische Länder gerne verpflichtend für den EU-Markt einführen würden. Das Thema war Gegenstand eines Treffens, das am vergangenen 15. März im Beisein aller betroffenen Konsortien und Institutionen mit Gastbeiträgen des Ernährungswissenschaftlers und Gastroenterologen Luca Piretta und des renommierten Kochs Davide Oldani stattfand.
Antonio Auricchio, Präsident von AFIDOP und Vorsitzender des Konsortiums Gorgonzola äußerte dazu: „Wir sagen Nein zum Nutri-Score und zu Etiketten, die auf Bezugsmengen basieren, die in keinem Zusammenhang mit den Konsumgewohnheiten im Rahmen der täglichen Ernährung stehen. Es handelt sich um ein irreführendes Instrument, das unsere Produkte mit g.U. in ein schlechtes Licht setzt und vom Konsum unserer Gerichte abschreckt, indem deren Nährwert in Frage gestellt wird. Wir sprechen uns für eine korrekte und vollständige Information des Verbrauchers zum Zwecke einer gesunden und ausgewogenen Ernährung aus, weshalb wir uns den italienischen und europäischen Kritikern des Nutri-Score anschließen, die unsere Ansicht teilen, dass dieses System den Verbraucher in die Irre führt, und die mit uns die politischen Entscheidungsträger dazu auffordern, sich der Einführung dieser Methode entgegenzustellen.“
Produkten, wie Käse, pauschal eine „ungünstige“ Farbe zuzuweisen, riskiert völlig irreführend und vom Standpunkt der Ernährung aus gesehen sogar schädlich zu sein, wie Prof. Piretta erklärt: „Ja zu einer Erziehung zu guter Ernährung und zu einer bewussteren Ernährung, Nein zu einem vereinfachten System, bei dem die grüne Farbe den Eindruck verleiht, dass beim Konsum der damit gekennzeichneten Nahrungsmittel keinerlei Einschränkungen gelten.“
Davide Oldani, Sternekoch und Botschafter der italienischen Küche in der Welt hat seinen rein gastronomischen Gesichtspunkt geäußert, demzufolge „Käse traditionell zur Ernährung unserer Groß- und Urgroßeltern gehörte und auch in der Ernährung unserer Enkel nicht fehlen sollte. Hinter jedem Käse mit geschützter Ursprungsbezeichnung steht jene aus Traditionen, Personen, Gebieten und Klima bestehende gastronomische Kultur, um die uns die ganze Welt beneidet.“
Zusätzlich zu der Veranstaltung in Rom haben AFIDOP und die Konsortien der wichtigsten italienischen Käsesorten mit geschützter Ursprungsbezeichnung eine Social-Media-Kampagne gestartet, in deren Zentrum 10 italienische Symbolgerichte der Mittelmeerdiät stehen, die „OHNE“ Käse ihren Sinn verlieren würden, wie z.B. das Risotto Radicchio und Gorgonzola g.U., das – abgesehen von seiner weiten Verbreitung sowohl in der häuslichen als auch der Restaurantküche Italiens – einen perfekten Mix an Kohlenhydraten, Ballaststoffen und Proteinen, die gleichmäßig zwischen Lebensmitteln pflanzlichen und tierischen Ursprungs verteilt sind, und ein komplettes Spektrum an Aminosäuren bietet.
Genau 30 Jahre seit Einführung der Liste der Produkte mit geschützter Ursprungsbezeichnung, die ebenfalls auf eine europäische Initiative zurückgeht, würde heute bei Einführung des Nutri-Scores nicht nur der Verbraucher sondern unser ganzes Produktionssystem einen hohen Preis bezahlen, denn diese Auflage könnte einen Sektor, der über 4 Mill. Euro, d.h. 57% der gesamten Lebensmittelbranche, wert ist, über 2 Mill. Euro Export erwirtschaftet und 26.000 Arbeitsplätze stellt, in eine tiefe Krise stürzen. (Quelle: https://www.qualivita.it/osservatorio/rapporto-ismea-qualivita/ )
Antonio Auricchio über den Nutri-Score bei Radio24 während der Sendung „Mangia come Parli“ (iss wie du sprichst): https://www.radio24.ilsole24ore.com/programmi/mangia-parli/puntata/i-colli-piacentini-100527-AEmrKyHB (ab Min. 25′ 50“)